Bomben und Bier

Dominika Meindl über Oberösterreich.

Oberösterreich, ein herrliches Land! Umrahmt von Inn und Enns, von Böhmerwald und Dachstein. Voller lieber Seen, braun, grün, türkis, blau: Wow! Kühe, Wiesen, Hügel: alles da! Lauter fleißige Leute sichern den Wirtschaftsstandort, die Voest ist gut aufgestellt und wird heuer schon wieder nicht nach China verlagert. Heimat von 36 Prozent aller österreichischen Schweine, mit einer Kulturlandeshauptstadt, in der es mehr Arbeit als Leute gibt. Der Reichtum wohlverteilt, niemand muss betteln. Reich ist auch das Volk, sodass es den Landesführern möglich war, die Wohnbeihilfe und die Mindestsicherung zu kürzen. Das gesparte Geld dient jetzt zum Schmieden eines Westringes, um die Autos alle zu binden. Reich ist auch die Medienlandschaft, wenn vielleicht auch nicht artenreich, aber wozu Nörgler unterstützen? Noch ist innerhalb der Landesgrenzen ja alles in Ordnung. Von wertkonservativen Männern wird das Land mit sicherer Hand in die Zukunft gelenkt, zuletzt im Patriotismus verstärkt durch die soziale Heimatpartei: zusammenhalten in unsicheren Zeiten!

Natürlich gibt es dunkle Kapitel in der Landesgeschichte, doch niemand verschweigt sie. Im vorhergehenden Jahrtausend haben deutsche Nazis die friedliebende Heimat überfallen und gepeinigt. Doch das ist aufgearbeitet und bewältigt. Im Vorjahr wurden alle Frauen aus der Landesregierung entführt, von Aliens oder Boko Haram. Doch die nächste frei werdene Leitungsstelle ist für eine neue Frau reserviert.

Oberösterreich ist wohlgestalt und florierend. Seine Einwohnerinnen lieben es wie die Hünderl seine Herrn, seine Einwohner wie die Kinderl ihre Muttis. Kein Wunder, dass das liebe Land von Wirtschaftsflüchtlingen überschwemmt wird: mehr als 5000 Afghanen leben jetzt hier, fast 5000 Syrerinnen. Sie alle wollen eine Platz in der sozialen Hängematte, die wir aber nur für uns werktätige Einheimische und zahlende Gäste aufgespannt haben. Das muss der Ausländer verstehen lernen. Zumal wir hier ohnehin schon so ein Mischvolk sind, die Donau ist schuld, seit 14.000 Jahren oberösterreichischer Menschheitsgeschichte schwemmt sie uns die Fremden an. Die Völkerwanderung hat uns damals rassisch besonders getroffen, wir sind eh schon die Enkel der Awaren, Hunnen, Kelten, Boier, Römer. Mehr geht nicht!

Die KUPF will von mir wissen, warum Oberösterreich so kurios ist. Ich sage euch: Es ist auf bizarre Weise unkurios. Das Land beweist die Macht des Durchschnitts. Für Meinungsforscher etwa ist Wels interessant, da es als die durchschnittlichste Stadt Österreichs gilt. Aus der Wissenschaft ist bekannt, dass ein menschliches Gesicht als umso attraktiver wahrgenommen wird, je durchschnittlicher es ist, je mehr Gesichtszüge die Forscherinnen übereinanderlegen. Na bitte. In Oberösterreich werden Splitterbomben für Saudiarabien produziert, aber auch das gute Schlägler Bier. Hitler kommt von hier, aber auch Hader und Haderer. Es ist ein Landesgefühl, als schmierte man sich Bio-Rosencrème auf die eine Backe und Bitumen auf die andere.

Was gibt denn eigentlich einer pragmatisierten Krawallschachtel wie mir das Recht, so über ihre Heimat zu schimpfen? Es ist nicht der attraktive Durchschnitt, sondern Liebe. Keine glühend jugendliche Leidenschaft, sondern eher wie eine angejahrte Ehe mit einem an sich brauchbaren Kerl, der aber die Socken neben der Couch liegen lässt und gerne in Fahrstühlen furzt. Und Scheiße baut, wenn er blau ist.

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